06. Jun 2018

Adieu, Berlin!

Liebe Gemeinde, ich werde Berlin verlassen. Es war mir immer eine fremde Stadt. Außer, als ich ankam, damals Ende der Achtziger. Da war das Westberlin, in dem ich glücklich mit Peter von Café zu Café taumelte, eine Insel der Seligen. Aber es sollte nicht lang dauern, dann kam die „Wende“. Die Stadt wurde belagert. Von Ossis, die kannte ich ja, aber auch von Spekulanten, die kannte ich damals nicht. In den Neunzigern war alles möglich. Ich wusste das nur nicht. Hätte ich es gewusst, hätte ich Wohnungen und Häuser gekauft, wofür ich damals natürlich das Kapital nicht besaß. Und auch nicht die kapitalistische Gesinnung oder überhaupt das Gespür fürs Geschäft. Schade. So nenne ich das, was ich jetzt besitze, da meine Besitztümer zwar größer sind, aber nicht so groß, um im Immobilienhaifischbecken von Berlin mit zu schwimmen. Zu spät. Alles falsch gemacht. Ich wohne in einer überteuerten Altbauwohnung in Charlottenburg. Dem mach ich jetzt ein Ende. Ich zieh um. In die wunderschöne Stadt Magdeburg, in der man für das gleiche Geld Paläste mieten kann. Was ich natürlich nicht tue. Denn ich will nicht mein ganzes Geld für Mieten bezahlen. Aber die neue Wohnung ist wunderschön. Für den Preis würde ich hier in Berlin ein „Loch“ mieten dürfen. Was werde ich an Berlin vermissen? Nichts. Nur meine Familie. Und das war eine wirklich harte Entscheidung. Meine drei Söhne und die Enkel und die Schwiegertöchter wohnen ab sofort anderthalb Stunden entfernt. Wir haben social media, wir haben Handys, wir haben uns – trotzdem. Die Kinder sind ein bisschen sauer, aber sie werden sich daran gewöhnen. ich auch. So hoffe ich.

P.S. Ich werde natürlich weiter in Berlin arbeiten. Bei meinem Radiosender. Ich habe jetzt eine Bahncard.


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