27. Okt 2015

Ich will schreiben können wie Peter Hodina

 Irgendwie wollen doch fast alle Schreiber schreiben wie jemand anderes, den sie so viel spannender finden, als sich selbst. Ich möchte schreiben können, wie Peter Hodina.

Peter Hodina ist mein Facebook-Freund. Ich kenne ihn auch persönlich. Man kennt nicht jeden Facebook-Freund persönlich. Aber Peter Hodina kenne ich. Nur kurz. Ein Abend in Berlin. Im Café Einstein, dem originalen. Dort bezahlten wir eine horrende Rechnung fürs Kennenlernen. Wir tauschten unsere jeweiligen Bücher aus. Ich mein kleines bescheidenes. Er sein kleines bescheidenes. Gottseidank schreiben wir so unterschiedlich, wie es unterschiedlicher nicht sein kann. Es kommt kein beißender Neid auf. Aber ich studiere Dich, Hodina!

Ich will schreiben wie Du! Und das – wie ich. Aus der kleinsten Alltagsbeobachtung eine Philosophie machen. Aus den Winzigkeiten des Lebens das herausholen, was sie aufhebenswert macht. Und nicht nur das. Ich will Deinen versteckten Humor – nicht kopieren – vielleicht ein bisschen adaptieren. Ich glaub, ich kann das. Durch exzessives Lesen Deiner literarischen Miniaturen in mir das wecken, was da ist. Vielleicht auch das, was da war. Ich lerne von Dir. Und habe die irre Hoffnung, dass da noch etwas ist, was die Zeit verdeckte.

Und so breche ich eine Lanze – stellvertretend durch meine Ode an Hodina – für all meine Facebook-Freunde, die mein Leben so bereichert haben. Die mein Leben verändert haben. Schön ist es, Menschen kennenzulernen, die man unter anderen Bedingungen, nennen wir sie analog, niemals kennengelernt hätte. Seit 2010 bin ich im viel geschmähten und dennoch geliebten Netzwerk. Ich habe Freundschaften fürs Leben geschlossen, ich habe Freundschaften beendet, die keine waren. Ich habe geliebt, gelitten und gehasst. Ich hab mich beinahe um mein Leben geschrieben. Und bin dann beinahe verstummt.

Die Realität holte mich ein. Peter Hodina lebt in seiner Realität. Die ist selbstverständlich eine andere, als die meine. Heute habe ich von ihm gelernt, dass ich unsere wunderbare Facebook-Welt nicht aufgeben werde. Nicht für das, was sich Realität nennt. Ich habe – wie fast täglich – etwas von ihm gelesen. Ich konnte lachen. Ich konnte mich freuen – über seine unaufdringliche und unerbittliche Weisheit. Ich konnte ihn, wie meist, bewundern. Danke, Peter Hodina, lassen wir uns unsere Facebook-Welt nicht kaputt machen. Dank Dir und all den anderen Freunden, die bleiben.

Peter Hodina ist ein österreichischer Philosoph und Autor. Seine Bücher heißen „Steine und Bausteine“ – davon gibt es mittlerweile I, II und III. Man kann sie kaufen.

Foto: v.l.n.r. Ich und meine Facebook-Freunde Regine Koth Afzelius, Peter Hodina und Sylvia Apfelbaum.


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