27. Sep 2015

Haben wir eigentlich eine Chance? – Eigentlich – nicht! – Manchmal muss es eben – Lachen sein.

Zwei junge Männer – vielleicht Kreative oder Jungunternehmer – stehen vor bodentiefen Fenstern in einem Loft. Gleich wird ein „Meeting“ oder eine „Präsentation“ beginnen. „Haben wir eigentlich eine Chance?“ – fragt der eine den anderen. „Eigentlich – nicht! – antwortet der. Und sie lachen und stoßen an. Natürlich mit Mumm. Denn „Manchmal muss es eben Mumm“ sein. Eine meine Lieblingsfernseh-Werbungen der letzten zwanzig Jahre.

Manchmal muss Mumm. Alliteration. Kann man sich merken. Und – viel wichtiger – sich damit identifizieren. Wie oft steht man vor schier unlösbaren Herausforderungen. Wie oft weiß man schon vorher, dass es nicht klappen wird, was man so sehr ersehnt. Wie oft findet man sich in der Verlierersituation geschmäht, allein gelassen und – muss damit umgehen. Was bleibt, sind Vorwürfe und Resignation. Oder Hoffen und Beharren. Oder eben – Lachen. Dazwischen das Lachen. Lachen ist es, was uns befreit. Wenn wir jetzt nicht lachen, was dann? Weinen? Sich die Haare raufen? Sich zerfleischen? In Depressionen verfallen? Alles Möglichkeiten. Alles schon probiert. Und? Hat sich etwas geändert? Hat sich etwas zum „Guten“ bewegt, wenn wir depressiv, wenn wir in banger Erwartung wie die Kaninchen vor der Schlange hockten? Wenn wir alles hinwarfen? Nein. Also Lachen.

Ich habe in den letzten Jahren das Lachen schätzen gelernt. Und gleich mal nachgeschaut, warum das so sein könnte: Lachen ist nicht nur lustig und befreiend. Lachen ist auch gesund fürs Immunsystem und noch für so allerlei. Wenn wir Menschen lachen, werden in der Gesichtsregion 17, und am ganzen Körper 80 Muskeln betätigt. Die Augenbrauen heben sich, die Nasenlöcher weiten sich, der Jochbeinmuskel zieht die Mundwinkel nach oben, die Augen verengen sich zu Schlitzen, der Atem geht schneller, Luft schießt mit bis zu 100 km/h durch die Lungen und die Stimmbänder versetzen sich in Schwingung. Männer lachen mit mindestens 280 Schwingungen pro Sekunde, Frauen sogar mit 500. (Haha, Frauen lachen anscheinend intensiver!) Das Zwerchfell bewegt sich rhythmisch. Im Gegensatz zu all den oberen gespannten Muskeln, erschlaffen die Bein-Muskeln – wir kippen nach vorn – vor Lachen. Da entspannt auch schon mal die Blasenmuskulatur. Wir pinkeln uns vor Lachen in die Hose.

Körperliche und seelische Erholung pur – durch Lachen. Nicht umsonst verdienen sich heutzutage einige Leute ihr Geld mit sogenannten Lachtherapien. Bären können übrigens nicht lachen. Und Ratten – die können es, wie ich vor zehn Jahren in einem „Welt“-Artikel las. Komisch ist, dass diese segensreichen Lach-Gesundheitsleistungen immer eintreten, egal, worüber wir lachen. I

ch kann mich erinnern, dass ich einmal mit einem Freund in München in einem Kabarett war. Das Programm war so – nun nennen wir es – grauenhaft – dass wir ununterbrochen lachen mussten. Wir lachten über die Kaskaden an schlechten Texten. Und auch darüber, mit welcher Emphase sie vorgetragen wurden. Mein Freund ärgerte sich dann auf dem Nachhauseweg über den hohen Eintrittspreis, den wir dafür gezahlt hatten. Ich aber sagte: Wir haben den ganzen Abend gelacht. Ist doch egal, worüber! Das Gefühl des Lachens tat genauso gut, als hätten wir über etwas vermeintlich „Wertvolleres“ gelacht.

Ich hab mir für diese seltsame Zeit, in der wir uns gerade befinden, vorgenommen, noch mehr zu lachen, als ich es ohnehin schon tue. Es ist gesund, es macht mehr Spaß, als depressiv zu sein, und – es kostet nichts. Wir haben immer eine Wahl. Ich wähle DAS LACHEN. Auch, wenn’s manchmal schwerfällt.


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