Die Schwermut des Leichtmutes

Schwermut ist ohne Furcht. Ich könnte das auch positiv sagen. Aber ich will es nicht und küsse diesen vermutlich furchtlosen Mann mit düsterem Blick. Küsse ihn und zieh ihn zu mir hinab. Bürde dem Furchtlosen einen Batzen Lebendgewicht auf. Worauf er sein Dasein an mir aufgibt und mit und zu mir verschmilzt. Hinfort weiblich, der Furchtlose. Die Schwermut. Das war – nun ja – Grammatik. Wer mag schon Grammatik. Ich nicht. Ich mag eigentlich gar nichts, zur Zeit. Vielleicht den düsteren Himmel, den fahlen Mond und dass ich allein bin. Ich bin immer allein. Ok, ab und an bete ich diese welke Lust an. Einsamkeit auch. Ja, klar, auch das Erinnern blüht. Immerdar. Nun aber gut. Denn ich hasse die Sonne. Ich hasse das Licht. Grabesstille lässt meine Seele in Poesie schwelgen. Verdammt meine Sinne in vergilbte Blätter und lässt mich in kalter Asche wühlen. Die Glut vergangener Liebe heraufbeschwören und weinen. Ich liebe die Tränen des Vergeblichen. Rinnsale unwiederbringlichen Glücks. Und treffe all meine Freunde der Nacht immer und immer wieder: die heulenden Hunde und blau blühenden Königinnen, den Regen, das Sterben, starre Augen und die Glut des Abschieds in eine andere Welt. Welt der schwarzen Stunden, der bösen Stimmungen, der vergnügten Trauer. Sie alle sind mein zu Hause. Gern zerbreche ich mir den Kopf. Sehr gern. Ich will wissen, wo ich wirklich herkomme. Hat das alles einen Sinn? Oder bin ich krank? Kreiere ich – die wahrhafte Kunst! Verzehre ich mich als Mittlerin zwischen Philosophie, Musik, Literatur und – bitterer Medizin? Ich könnte das anders nennen: Ihre Exzellenz, die Bitternis, geruhte zu verbrennen, zog es vor, schwarz zu werden und sich ins Blut zu ergießen. Ich trage es gern. Schwermut, Du bist meine Vorbereitung, leichtfüßig zu werden oder auf immer zu vergehen. Wer weiß das schon.