Und überall atmet die Großmutter – mein Österreich.

Salzburg also. Fliegen war dieses Mal fast erträglich. Hatte selten wirklich Angst, nur die Gewohnheitsangst gewissermaßen. Viel getrunken, viel geredet, viel gelaufen, viel gegessen. Viel nachgedacht. Sehr ereignisreich. Die österreichische Kultur, vor allem aber auch Ess- und Trinkkultur, wieder sehr genossen. Den wundersamen Friedhof besichtigt. Wahnsinn, diese Österreicher, die mir so nah sind. Überall atmet die Großmutter. Manchmal möchte ich einfach dort bleiben. Auch diese Sprache ist mir nah, alles ist mir nah. Das Katholische. Das Gemütliche, das Morbide und auch das Schwarzhumorige. Das Weinerliche. Wenn ich nur die Großmutter und den Vater, der ja auch vom Ursprung her ein Österreicher war, ein einziges Mal noch sehen oder auch hören könnte, das wäre wunderbar. So bleiben sie für immer in meiner Erinnerung und mit meiner Erinnerung werden sie dann endgültig sterben. Dann gibt es niemanden mehr, nur im Fall meines Vaters vielleicht meine Schwester, der an sie denken wird. Weil sie so früh gestorben sind. Wenn ich es recht bedenke, starb der Vater nur zwölf Jahre nach der Großmutter. Das hab ich noch nie so gesehen, wie wenig Zeit das war. Die Mutter blieb noch lang im Leben. Von 1977 bis 2014, das sind 37 Jahre, die sie ihn überlebt hat. Den, von dem wir immer nur Gutes denken, den wir als jungen Mann in Erinnerung haben. Von ihr bleibt der entsetzliche Eindruck des Endes. Das ist bitter. In letzter Zeit habe ich mir oft die guten Fotos von ihr angesehen. Die schönen, auf denen sie jung und kräftig und bei Sinnen war.