Der Scheiterhaufen der Kosmetik hält warm – in diesen kalten Tagen

Warum nicht mal wieder über Mode, Schönheit und so schreiben. Das lest Ihr doch immer wieder gern, liebe Leute, und nehmt gleichzeitig wohlwollend zur Kenntnis, dass ich die Abnahmemethode, die hält, was sie verspricht, immer noch nicht gefunden habe. Dass ich nicht weiß, wie man oder besser Frau das Alter aufhält oder dass ich mittlerweile froh und glücklich bin, wenn im Supermarkt ein junger Mann vor mir in die Knie geht, um etwas aufzuheben, das ich fallen ließ. Einen Euro oder so. Nicht mit Absicht natürlich. Doch noch gebe ich nicht auf. Und vor Kurzem musste es deshalb die – Nivea sein. Nivea Body Gel Q10 Anti-Cellulite. Ich hatte sie eher aus Versehen gekauft und sie entpuppte sich als Kämpferin gegen die allgegenwärtige Cellulite, gern auch Cellulitis genannt, wie Gastritis oder Hepatitis. Eine Krankheit, die entzündet. Cellulitis. Neuerdings im Zeichen des Body-Shaming Cellulite genannt, ohne diese -itis, die eine normal funktionierende Haut zur Krankheit erklärt. Dieses itis-Wort, dieses magisch-finstere Wort für alle weiblichen Wesen menschlicher Natur, die die „unschönen Dellen und Wellen – vorzugsweise an den Oberschenkeln – nicht schätzen und demzufolge bekämpfen. Leider vergebens und mit den unglaublichsten Mitteln. Cremes und Pülverchen, Ultra-Schall, Qual-Exerzitien im Fitnesscenter, Massagen und immer wieder ganz viel Wärme. Sogar in elektrisierende Anzüge schlüpft Frau. Und das Ergebnis. Bitte melden, sofort, die Damen, die mit einem der aufgezählten oder einem noch geheimen Mittel diese Haut, die wildgewordene Orangenhaut, die sich an Orangen und an uns breitmacht, wieder glättet wie einen Kinderpopo!

Die Nivea machte es ganz ordentlich. Beinahe erstaunlich. Und ich abonnierte sie bei Amazon. Monatlich. Bereits im 2. Monat sah sich Amazon nicht in der Lage, die Wundercreme zu beschaffen. Nicht lieferbar. Man bemühe sich und ich könne in der Zwischenzeit doch mal was anderes probieren. Zum Beispiel das „Kräuterhof Anti-Cellulite Gel – Zur Verbesserung der Hautkontur“. Es gab gleich zwei ziemlich vertrauenerweckende Plastikbüchsen für einen – nun ja – erschwinglichen Preis. Büchsen, wie Pferdesalben, aber links eben kein Pferd, sondern eine kopflose Lady im weißen Kleid, die ihre Beine samt einem Oberschenkel zeigte. Ich griff zu. Am nächsten Tag – ich bin prime-Kundin – erreichte mich das Gel mit dem Powerwirkstoff und einem „angenehmen Wärme-Effekt“ sowie erfrischendem Duft.

Ich dachte so, erstmal duschen, dann cremen. Und das tat ich. Ja. Die roch gut, diese Kräutercreme. Doch wie soll sie die „hässlichen Dellen und Wellen“ beseitigen und – ich spoilere keck – das tat sie auch nicht. Täte sie es, wäre auch dieses Angebot bei Amazon im nächsten Monat perdu.

Aber, und jetzt das Grand Malheur: Sie feuerte nach so ca. fünf Minuten los. Ich hatte im Bad bereits leichte Atembeschwerden, überlegte, ob das jetzt der Herzinfarkt ist, den meine Panikattacken seit Jahren herbeisehnen. Und die Pferdetinktur – oder was das auch immer war – feuerte weiter. Es nahm mir den Atem. Ich wankte ins Wohnzimmer und setzte mich auf einen Sessel, um mir mit einer romantischen Netflix-Serie die Zeit etwas abzukühlen. Es feuerte weiter und erfasste Bauch, Po und vor allem die Oberschenkel, hinten, auf denen ich ja nun saß. Ich dachte, lass es brennen, während das glückliche amerikanische Kleinstadtpaar sich im Bett wälzte. Lass es brennen, es ist ja für einen guten Zweck. Die Arme begannen ebenfalls. Die Hände gar samt Handinnenflächen. Ich googelte, ob schonmal jemand beim Cellulite Bekämpfen mit Kräutercreme das Zeitliche gesegnet habe. Google war ratlos. Ich auch. Das musst Du dann halt durchstehen, überstehen, Kopfstehen, nahestehen, verstehen, ach, ich dachte gar an stand with Ukraine, wie pietätlos! Was sind schon Dellen und Wellen, ach was sind sie schon! Was ist ein Scheiterhaufen der Schönheit gegen eine Jeanne d`Arc, die es wenigstens für eine gute Sache nicht überstand!

Aber ich. Ich überstand mal wieder. Kühlte nach ca. einer halben Stunde ab. Nur die Hände konnten lange nichts ergreifen. So ergreifend war das. Weniger ergreifend – das Ergebnis. Wie kann ich als gestandene Frau auch immer wieder glauben wollen, dass irgendeine Mischung die perfekte ist. Wie konnte ich!

Eins steht fest: Ich werde es wieder tun. So ein heißes Ding ist doch auch was Wunderbares, oder?